Über welches Gefässsystem möchten Sie sich informieren?
Die wichtigsten Risikofaktoren für Arterienerkrankungen sind:
- Nikotin (Zigaretten rauchen)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Hoher Blutdruck
- Erhöhte Blutfette (Cholesterin)
- Übergewicht (Adipositas)
- zu wenig Bewegung
- Vererbung
Insbesondere die schlechte Kontrolle / Einstellung der Risikofaktoren sowie deren Kombination stellen ein grosses Risiko dar.
Diabetes mellitus bezeichnet eine Störung des Zuckerstoffwechsels die zu dauerhaft erhöhten Glukosekonzentrationen im Blut (Hyperglykämie) führt.
Ursache ist eine Störung des Insulin-Haushalts.
Es gibt verschiedene Cholesterine. Die wichtigsten sind: Triglyceride, HDL und das LDL. Insbesondere erhöhte LDL-Werte stellen ein grosses Risiko für Atherosklerose Patienten dar.
Ursachen sind häufig die Ernährung, die Bewegungsarmut, das Übergewicht, aber es gibt auch genetische-familiäre Formen für ein erhöhtes Cholesterin.
Die Adipositas ist definiert als ein Body-Mass-Index (BMI) >30 kg/m2.
Arterien (Schlagadern)
Arterien transportieren das Blut mit den lebensnotwendigen Stoffe weg vom Herzen zu den Organen. Die Arterien können erkranken. Zum Beispiel führen Schlagaderverengungen zu Durchblutungsstörungen mit vielfältigen Beschwerden. Auch Schlagadererweiterungen (Aneurysma) können zu bedrohlichen Problemen führen. Auch seltene entzündliche Gefässerkrankungen müssen rasch erkannt und behandelt werden.
Blutgefässe / Arterien kommen im ganzen Körper vor. Deswegen klären wir Erkranken der Hauptschlagadern (Aorta), der Becken- und Bein- und Armschlagadern aber auch der Nieren- und Darmdurchblutung und bei Schlaganfällen ab.
Die wichtigsten Arterien Erkrankungen sind:
Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
Mit Arteriosklerose bezeichnen Mediziner eine krankhafte Veränderung an den Wänden von Schlagadern (Arterien).
Zu Beginn führen kleine Schäden an den Arterienwänden - die zum Beispiel durch Bluthochdruck verursacht werden - dazu, dass sich LDL-Cholesterin verstärkt in die Gefäßwand einlagert. Später wandern Blutzellen, wie zum Beispiel Makrophagen, dorthin und lösen eine Entzündung aus. Das kann zu Gewebewucherungen führen was eine Verhärtung und im Verlauf eine Verdickung der Gefässwand zur Folge hat; es entsteht eine so genannte fibrotische Plaque. Durch zusätzliche Calciumeinlagerungen und Bindegewebswucherungen wird der Innenhohlraum der Arterie an der Plaque immer mehr eingeengt (=Stenose) und schon ein Pfropfen geronnenes Blut kann die Schlagader verschliessen.
- Phase: Gesunde Arterie (glattwandig)
- Phase: Beschädigte Arterien-Innenwand mit ersten Fett-/Kalkablagerungen
- Phase: Gewebewucherungen und Calciumablagerungen führen zu einer Einengung (=Stenose) des Gefässlumens was den Blutfluss limitiert. Ein kleiner Blutpropf kann hier einen kompletten Gefässverschluss verursachen
Der Prozess einer verengenden Arterienverkalkung ist immer gleich. Abhängig vom Schweregrad der Gefässeinengung kann die Arteriosklerose Beschwerden bereiten; diese sind von Lokalisation / Gefäss-Befall unterschiedlich. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Symptome und Organfolgen wie
- Herzinfarkt: Befall der Herzkranzarterien (Koronararterien)
- Schlaganfall: Befall der hirnversorgenden Gefässe (Carotiden)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Befall der Becken-/Beinarterien
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) – Die Schaufensterkrankheit
Bei der PAVK sind am häufigsten die Becken- und Beinarterien, die Hauptschlagader (Aorta) und seltener die Armschlagadern betroffen.
Als Folge kommt es zu einer Minderdurchblutung. Diese kann lange Zeit unbemerkt sein, wobei bereits zu diesem Zeitpunkt ein erhöhtes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis, das heisst eine akute Gefäss-Erkrankung in anderen Organen wie dem Gehirn (Hirnschlag) oder dem Herz (Herzinfarkt) besteht. Deswegen sind Vorsorgeuntersuchungen und eine gute / regelmässige Kontrolle / Behandlung der Risikofaktoren bei ihrem Hausarzt / Ihrer Hausärztin sehr wichtig.
Beim Fortschreiten der Arterienverengung treten zum Beispiel Beinbeschwerden beim Gehen auf. Hier spüren Sie muskelkater-ähnliche krampfhafte Schmerzen, die je nach Ausmass der Durchblutungseinschränkung v.a. beim längeren / schnelleren und Bergaufgehen auftreten. Pausieren von wenigen Minuten bringt jeweils eine Besserung der Beschwerden. Der Volksmund nennt dies die „Schaufensterkrankheit“, weil man wegen der Beschwerden stehenbleiben muss, und dann ins Schaufenster schaut. Im fortgeschrittenen Stadion können Ruheschmerzen, eine kühlere einseitige Extremität und später sogar nicht-heilende Hautverletzungen (=Ulcus) auftreten. Der Volksmund nennt das auch das „Raucherbein“ oder den „Greisenbrand“.
Was spüren Sie?
Im frühen Stadium nichts, aber der Arzt kann die Erkrankung erkennen.
In fortgeschrittenen Stadien:
- Zuerst Schmerzen in der Waden-, Oberschenkel- oder Gesässmuskulatur
- Nur bei Belastung (Gehen, aufwärts oder rasch schlimmer), wenn der Muskel mehr Blut beansprucht, aber wegen der Arterienverkalkung nicht bekommt, „schreit er nach Blut“
- Verschwinden beim langsamer Gehen oder Stehenbleiben und treten beim Weitergehen wieder auf = „Schaufensterkrankheit“
Im sehr fortgeschrittenen Stadium:
- Schmerzen an den Zehen beim Hochlagern der Beine / beim Schlafen
- Offene nicht heilende Stellen an den Füssen = „Raucherbein oder Greisenbrand“
Wie beurteilen wir den Schweregrad / Einteilung?
Klinisch wird die PAVK bei uns nach der Fontaine Klassifikation eingeteilt:
Stadium | Symptomatik |
---|---|
I | Keine Beschwerden |
IIa | Gehstrecke > 200 Meter |
IIb | Gehstrecke < 200 Meter |
III | Ruheschmerzen |
IV | Offene Hautstellen / Trophische Läsion |
Dilatative Arteriopathie
Neben den verengenden gibt es auch erweiternde Arterienerkrankungen (=Aneurysmata). Häufig ist die Bauchschlagader (=Aorta) und das bei Männern häufiger als bei Frauen und >65-jährig betroffen. Auch hier gilt das Rauchen als Risikofaktor. Ausserdem kommen Aneurysmata familiär gehäuft vor.
Das Bauchaorten-Aneurysma ist definiert als eine umschriebene Erweiterung von >3.0 cm. Mit zunehmendem Durchmesser steigt das Risiko, dass das Aneurysma platzen kann. Die Ruptur eines Bauchaorten Aneurysmas ist mit einem sehr hohen Sterberisiko (>50%) behaftet, weswegen die Früherkennung sehr wichtig ist.
Deswegen hat das Screening – das heisst die routinemässige Ultraschalluntersuchung von Männern und Frauen im Alter von 65 Jahren insbesondere beim gleichzeitigen Rauchen eine grosse Bedeutung. Beim Bauchaorten Aneurysma ist die Indikation / der richtige Zeitpunkt zur Therapie geben bei einem absoluten Durchmesser (Männer >5.5 cm / Frauen >4.5 - 5.0 cm) oder bei rascher Grössenzunahme von > 1 cm im Jahr und/oder Beschwerden als Folge des Aneurysma’s gegeben. Beschwerden können Rücken- und Bauchschmerzen sein.
Was sind die Gefahren von Verengungen von Nierenschlagadern?
- Nicht einstellbarer zu hoher Blutdruck mit den Folgen davon
- Einschränkung der Nierenfunktion
Was sind Hauptrisikofaktoren für Verengungen der Nierenschlagadern?
- Bei jungen Patienten: oft angeborene Gefässwandverdickung (Fibromuskuläre Dysplasie)
- Bei älteren Patienten: meist Arteriosklerosefolge, Arteriosklerose-Risikofaktoren (siehe oben)
Gefahren von Verengungen der Halsschlagadern
Verengungen von Halsschlagadern können zu Schlaganfällen mit Lähmungen führen.
Was spüren Sie?
Streifung
- Kurzdauernde Blindheit auf einem Auge
- oder kurzdauernde (Minuten-Stunden) Halbseitenlähmung
- oder Halbseiten-Gefühlsstörung
Schlaganfall
- anhaltende Halbseitenlähmung, Sprachstörung oder Sehstörung
Was sind die Risikofaktoren für einen Schlaganfall?
- Bei jungen Patienten: Verletzung der Gefässwand (Dissektion)
- Bei älteren Patienten: meist Arteriosklerosefolge, Arteriosklerose-Risikofaktoren (siehe oben)
Vaskulitis (Gefässentzündung) oder Entzündung der Blutgefässwand
Unter den Vaskulitiden versteht man eine Gruppe entzündlicher Erkrankungen mit Befall der Blutgefässe. Verschiedene Gefässe können betroffen sein und der klinische Verlauf verhält sich sehr variabel; kann jedoch lebensgefährlich sein. Wir unterscheiden primäre Vaskulitiden – eigenständige, rheumatologische Erkrankungen – sekundäre Vaskulitiden, welche ausgelöst werden können durch eine Infektion, Medikamente oder auch in Begleitung von anderen Erkrankungen in Erscheinungen treten können.
Gehört auch zu entzündlichen Erkrankungen im rheumatologischen Formenkreis. Die Blutgefässe können bei enztündlichen rheumatischen Erkrankungen «mitmachen».
Typische Symptome für eine Vaskulitis können sein:
- Abgeschlagenheit
- Unbekannte Kopfschmerzen (v.a. im Schläfenbereich)
- Schmerzen beim Kauen
- Doppelbilder / Einschränkungen beim Sehen
Die Entzündungen der Blutgefässe werden nach Grösse und Art des Blutgefässes eingeteilt
Wir Angiologen haben oft mit Grossgefäss-Vaskulitiden wie Arteriitis temporalis / Polymyalgia rheumatica und seltener Takayasu-Arteriitis zu tun.
Die Diagnostik erfolgt in der Regel durch das Erkrennen der klinischen Befunde / Symptome, Laborbestimmungen (erhöhte Entzündungswerte) in Kombination mit duplexsonographischem Nachweis von entzündlichen Gefässveränderungen. Die primäre Therapie ist die Immunsuppression (Medikamente) um die Entzündung und dadurch die Beschwerden abzuschwächen.
Bei der sogenannten Raynaud-Symptomatik klären wir ebenfalls im Hinblick auf eine zugrunde liegende rheumatische Erkrankung ab.
Venen (=Blutadern)
Die Venen transportieren das Blut zurück zum Herzen. Dort wird das Blut im Lungenkreislauf wieder mit Sauerstoff beladen und dann durchs Herz über die Arterien (= Schlagadern) erneut in unseren Körper und seine Organe gepumpt. Der Venen Rückstrom kann durch vielfältige Ursachen gestört werden und Beschwerden bereiten.
Wie ist das Venensystem aufgebaut?
Das Venensystem:
Es gibt ein tiefes und ein oberflächliches Venensystem, das durch Verbindungsvenen verbunden ist.
Erkrankungen des Venensystems
Erkrankungen der tiefen Venen:
- Verstopfung durch Blutgerinnsel (Thrombose)
Erkrankungen der oberflächlichen Venen:
- Krampfadern (Varizen)
- Entzündungen (oberflächliche Thrombosen)
Welche Venenerkankungen können Sie treffen?
- Thrombosen (oft in den tiefen Beinvenen) und Lungenembolien
- Krampfadern (Erkrankungen der oberflächlichen Venen)
Wann sind Sie besonders gefährdet, eine Thrombose / Lungenembolie zu erleiden?
Risikofaktoren für Thrombosen / Lungenembolien:
- Schwere Erkrankung mit Bettlägrigkeit
- Operationen
- Gelenksruhigstellungen mit Gips oder Schienen
- Gelenksentlastung mit Krücken insbesondere nach Operationen
- Infektionen, Durchfallerkrankungen, ungenügende Flüssigkeitszufuhr …
- Lange Reisen in eingeengten Verhältnissen, ohne freie Möglichkeiten, sich zu bewegen (insbesondere Flugzeug (economy class) und Busreisen
- Früher erlittene Thrombosen / Lungenembolien
- Familiäre Häufung / Vererbte Thrombose/Lungenembolieneigung
- Bekannte im Blut nachgewiesene Thromboseneigung / Gerinnungsstörung (Thrombophilie)
- Oestrogenhaltige Hormoneinnahme
- Deutliches Übergewicht
- Bestimmte Medikamente
- Nikotin / Rauchen
Wann sind Sie besonders gefährdet, Krampfadern / Varizen zu bekommen?
Risikofaktoren / Realisierungsfaktoren für Varizen:
- Lebensstil: sitzend und stehend (wenig Bewegung)
- Übergewicht und Körpergrösse
- Anzahl der Schwangerschaften
- Familiäre Häufung von Krampfadern vor allem auch in jungem Alter
- Durchgemachte Thrombosen im tiefen Venensystem
- Stehende berufliche Tätigkeiten: Coiffeuse, Chirurgen, ...
Was spüren Sie?
„typische“ Venenbeschwerden sind:
- Oft keine Beschwerden
- schwere Beine abends und nach längerem Stehen
- geschwollene Knöchel / Beine abends und bei warmem Wetter nach Stehen oder Sitzen
- Schmerzen
- Ziehen in den Beinen
- Juckreiz
- Ekzem
- Offene Beine (Ulcus cruris)
Welches sind die wichtigsten Erkrankungen der Venen ?
- Krampfadern (=Varikose)
- Thrombosen
- Offene Beine (=Ulcus)
Varikose (=Krampfadern)
Krampfadern sind sichtbar erweiterte oberflächliche Venen. Bei Krampfadern (Varizen) handelt es sich um ein Venenleiden des oberflächlichen Venensystems.
Wie kommt es zu Krampfadern?
Meistens führt eine Venenwandschwäche zur Erweiterung der oberflächlichen Vene und dadurch schliessen die Venenklappen (= Venenklappeninsuffizienz) in den oberflächlichen Venen nicht mehr.
Gesunde Venenklappen
Entstehung von Krampadern durch Venenklappen – Zerstörung
Sie erfüllen ihre Ventilfunktion nicht mehr und lassen einen Teil des Bluts zurück ins Bein statt zurück zum Herzen fliessen. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Druck in den Venen (=venöse Hypertonie) und die Venengefässe weiten sich aus, sind vergrössert und geschlängelt.
Dieser Blutrückstau führt einerseits zu geschwollenen und schweren Beinen und einer venösen Stauung und andererseits zur zunehmenden Erweiterung der oberflächlichen Vene. Bei chronischer Beinschwellung und zunehmenden Hautveränderungen sprechen wir von chronischer venöser Insuffizienz .
Welche Folgen haben die Krampfadern für Sie?
Die meisten Patienten fühlen sich optisch / kosmetisch durch die Krampfadern beeinträchtigt.
Krampfadern können aber auch medizinisch bedeutsame Folgen haben wie:
- Venen-Entzündung = Oberflächliche Thrombose / Varikothrombose / Varikophlebitis
- Blutungen
- Juckreiz und Ekzem
- Ulcus=offenes Bein
- und indirekt Hinweise auf ein zu Grunde liegendes Problem des tiefen Venensystems geben
Krampfaderkomplikationen (Blutungen und oberflächliche Thrombosen) und Krampfaderfolgen an der Haut (Juckreiz/Ekzem und Ulcus/offenes Bein) müssen immer abgeklärt werden.
Wie teilen wir die Krampfadern / Varizen ein?
Besenreiservarizen und retikuläre Varizen:
- Machen nicht krank
- Stören vielleicht kosmetisch
- Können verödet werden
Ast- und Stammkrampfadern:
Grad - Einteilung nach Widmer / CEAP Klassen
CEAP Klasse | C3 | C4 | C5-C6 |
---|---|---|---|
Schwellung | Hautveränderungen / Juckreiz | Offene Stelle | |
Corona phlebectatica paraplantaris | Pigment / Braunverfärbung | Narbe nach offener Stelle | |
weisse dünne Haut | |||
Venöse Thrombosen und Lungenarterienembolien
Wie werden Thrombosen/Embolien verursacht?
Durch Blutgerinnsel in den Blutadern (Venen) diese Blutgerinnsel können von den Venen in die Lungenschlagadern wandern = Lungenembolie
Was spüren Sie?
bei einer Venenthrombose:
- Schmerzen und Schwellung in einem oder seltener beiden Beinen
- evt. Hautverfärbung: rötlich-bläulich
- evt. gut sichtbare Venen
- evt. pralle Wade
bei einer Lungenembolie:
- Schmerzen beim Atmen
- Atemnot
- Husten
- Fieber
Achtung: Thrombosen und Embolien können sehr vielfältige Beschwerden verursachen. Lungenembolie sind gefährlich und müssen abgeklärt werden. Fragen Sie Ihren Hausarzt.
Wann kommen Thrombosen und Embolien vor?
- ach längeren Reisen, vor allem im Flugzeug (Economy-Class) oder Car (ohne Beinfreiheit, ohne Beinbewegungsmöglichkeit)
- bei Gipsruhigstellung
- nach Operationen und längeren und schweren Krankheiten
- bei Bettlägrigkeit
- bei Krebsleiden
- begünstigt allenfalls durch Hormoneinnahme
Es gibt eine familiäre Thromboseneigung, die abgeklärt werden kann (Bluttest)
Wie können Sie vorbeugen?
Beim Reisen:
- genügend trinken (Tee und Wasser, kein Alkohol, kein Kaffee)
- Kompressionsstrümpfe tragen
Häufig bewegen:
- Fussübungen, damit die Wadenmuskeln bewegt werden>
Venöse Thrombo-Embolie (VTE)
Der Überbegriff „Venöse Thrombo-Embolie (VTE) umfasst als Krankheitsbild die tiefe Beinvenenthrombose und die Lungenarterienembolie. Es handelt sich dabei um das 3. häufigste kardiovaskuläre Krankheitsbild. Je nach Lokalisation und Ausmass der Thrombose können die Symptome stark variieren (z.B. Schwellung, Schmerzen, Rötung). Bei 50-60% der Patienten mit Beinvenenthrombosen liegen bereits bei Diagnosestellen auch asymptomatische Lungenarterienembolien vor. Deswegen sprechen wir von einer Erkrankung – der venösen Thrombo-Embolie.
Für die Entstehung einer Thrombose sind mitunter folgende 3 Faktoren (Virchov-Trias) mitverantwortlich:
- Verminderte Fliessgeschwindigkeit des Blutes: bei Bewegungsmangel durch Bettlägerigkeit, schweren Krankheiten, Unterschenkelgips, längeren Flug- und Autoreisen oder nach Operationen – die Wadenmuskelpumpe wird zu wenig betätigt.
- Erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes: Die Zusammensetzung des Blutes kann verändert sein, etwa bei hereditären oder erworbenen Thrombophilien, Tumorleiden oder oestrogenhaltige Kontrazeption.
- Endothel-Schädigung: Verletzungen, Veränderungen oder Entzündungen der innersten Venenwandschicht, etwa bei Krampfadern.
Die wichtigsten Risikofaktoren für eine Thrombose sind mitunter
Hohes Thromboserisiko
- Grössere / längerdauernde Operationen (z.B. orthopädische Eingriff) Schlaganfall, bei dem eine Halbseitenlähmung zurückbleibt
- Alter über 60 Jahre
- frühere Thrombose oder Lungenembolie
- Tumorerkrankungen
- hereditäre oder erworbene Thrombophilie
- Raucherinnen, die zugleich Hormone einnehmen (Östrogene), als Kontrazeption oder als Hormonersatztherapie (ERT)
Mittleres Thromboserisiko
- Einnahme von Hormonen
- Gipsverband mit eingeschränkter Beweglichkeit des Sprunggelenks
- mittelgrosse Operationen
- Adipositas – der Body-Mass-Index (BMI) > 30 kg/m2
- Chronische Herzinsuffizienz, früherer Herzinfarkt
Niedriges Thromboserisiko
- Bettruhe von mehr als drei Tagen
- Reisen mit dem Auto- oder Flugzeug, die sechs Stunden und länger dauern
- Schwangerschaft und Wochenbett
- Ausgeprägte Varikose
- Mehrstündige Immobilisation (Transatlantik Flug, mehrtätige Bettlägerigkeit als Folge einer Grippe, einer Operation etc.)
- Alter
- Niktoin
- Oestrogenhaltige Kontrazeption
Symptome einer Beinvenenthrombose
- Einseitige schmerzhafte Bein-Schwellung
- Gerötete oder bläulich verfärbte Haut
- Überwärmung der betroffenen Körperpartie
- „Warnvenen“: Oberflächlich verlaufende Venen treten sichtbar hervor, weil sich Blut aufgrund der Thrombose andere Wege sucht.
Lokalisation / Einteilung der Beinvenenthrombosen
Über 90% der Thrombosen liegen in den Beinvenen mit Ursprung in den Unterschenkel-venen. Von dort können diese nach proximal zunehmen (aszendierend) und die Oberschenkel- / Beckenvenen mitbefallen. Je nach Ausmass der Thrombose und der Thrombuszunahme können Lokalisation und Schweregrad der Symptome variieren. Dieser häufige Thrombose-Typ mit Ursprung in den Unterschenkelvenen mit sekundärem Wachstum nach oben wird als aszendierende Venenthrombose bezeichnet.
Bei der deszendierenden Venenthrombose liegt auf Höhe der Becken- / Leistenvenen in der Regel ein mechanisches Abflusshindernis vor, was die Thromboseentstehung begünstigt. Diese mechanische Venen-Kompression kann bspw. durch einen Tumor bedingt sein. Häufiger aber ist die Venen-Kompression auf eine anatomische Engstelle der linken Beckenvene zurückzuführen was auch als May-Thurner Engstelle bezeichnet wird. Diese erklärt auch weshalb die Mehrheit der Beinvenenthrombose linksseitig sind.
Diese Unterscheidung in aszendierende versus deszendierende Venenthrombose ist von grosser therapeutischer Relevanz. Bei der aszendierenden Thrombose ist die Antikoagulation mit Kompressionstherapie Therapie der Wahl, während bei der deszendierenden Venenthrombose oftmals die Ausschaltung des mechanischen Abflusshindernisses, durch Einbringen eines Stent, erforderlich ist.
Diese Behandlung bieten wir als Team Gefässmedizin Südost an.
Die medikamentöse Blutverdünnung ist nachher trotzdem notwendig.
Die gefürchtete Spät-Komplikation nach stattgehabter ausgedehnter tiefer Beinvenenthrobose ist die Post-Thrombotische Chronische venöse Insuffizienz (oder auch Posttrombotisches Syndrom (PTS genannt) mit ausgeprägten venösen Stasefolgen.
Die chronische venöse Insuffizienz nach Thrombose auch als sog. Post-thrombotisches Syndrom (PTS) bekannt
Das Post-thrombotische Syndrom stellt eine Folge von Thrombosen im tiefen Beinvenensystem dar. Postthrombotische Folgen kommen vor allem augedehnten Thrombosen vom Knie an aufwärts vor und ist auf eine ungenügende Rekanalisation / Auflösung des Thrombus zurückzuführen. Als Folge verbleibt ein erhöhter Druck im Venensystem mit anhaltenden Beschwerden wie Beinschwellung, Hitze-/Schweregefühl etc. Als Folge der chronischen Überbelastung des Venensystems kann es bis hin zum offenen Bein (=Ulcus) kommen. Die Therapiemöglichkeiten der postthrombotischen venösen Stasenfolgen sind sehr begrenzt. Deshalb ist es nötig die Thrombosen früh zu erkennen und bestmöglichst zu behandeln.
Die Kompressionstherapie ist hier unabdingbar.
Das Offene Bein (=Ulcus)
Das Ulcus cruris = die Wunde am Bein ist die Hautreaktion auf die chronische Stauung. Das heisst es stellt die Folge der chronischen venösen Insuffizienz dar.
Aufgrund einer Venenerkrankung wie durchgemachte Beinvenenthrombosen oder Krampfadern schliessen die Venenklappen nicht mehr dicht (Venenerkrankungen). Das führt zu einem chronisch erhöhten Venendruck und führt zur dauerndem Druck auf die Haut.
Als Folge davon kommt es zu typischen Hautveränderungen (Gradeinteilung nach Widmer/CEAP) mit erhöhter Anfälligkeit für eine Verletzung. Eine solche kann dann spontan oder aber auch durch eine kleine Verletzung auftreten. Als Folge der schlechten / durch den dauernden Druck strapazierten Haut, kommt es nicht wie gewohnt zu einer spontanen Wundheilung, sondern leider häufig zu einer Grössenprogredienz der Läsion – einem Ulcus cruris. Bleibt der erhöhte Venendruck und damit der Druck auf die Haut, kann die Wunde nicht heilen. Es kommt zu einem chronischem Ulcus cruris – dem «offenen Bein».
Der erhöhte Venendruck ist in der Regel auf das Vorliegen einer fortgeschrittenen Varikose/Krampfadern oder auf zerstörte Venenklappen im tiefen Venensystem nach Thrombose das auch sog. «post-thrombotische Syndrom» zurückzuführen.
Gefässe des Lymphsystems
Das Lymphsystem (Gefässe des Lymphsystems) ist neben dem arteriellen (Schlagadern) und dem venösen (Blutadern) System das dritte Gefässsystem im Körper.
Die Aufgaben der Lymphgefässe sind Flüssigkeit und Eiweissstoffe aus dem Gewebe zurück ins venöse System zu transportieren und so ein Flüssigkeitsgleichgewicht herzustellen.
Erkrankungen der Lymphgefässe führen zu vermehrter Flüssgkeitsansammlung im Gewebe und dadurch zu Schwellungen (Oedeme).
Daraus entstehen Störungen der Haut, und es können schwere Infektionen auftreten, die ihrerseits die Lymphschwellung (=Lymphoedem) verschlimmern.
Raynaud-Phänomen
Was ist das?
Die Raynaudsymptome bestreffen in der Regel die Akren wie Hände und Füsse und zeichnen sich aus durch ein Weisswerden und Kältegefühl der Finger und Zehen vor allem bei kalten Temperaturen.
Beim Aufwärmen spüren Sie nicht selten «Kuhnageln», Kribbeln und Schmerzen begleitet von einer eher blauen / violetten oder roten Verfärbung.
Wie kommt das zustande?
Durch ein Zusammenziehen der kleinen Blutgefässe in der Haut – wir nennen das Gefässspasmen. Dadurch wird die Blutzufuhr im betroffen Gebiet (Finger und Zehen) vermindert.
Wir unterscheiden 2 Formen
- Form mit unbekannter Ursache (primäre Raynaud Symptomatik)
- Die zweite Form, die bei anderen Erkrankungen wie beispielsweise Sklerodermie, Lupus erythematodes, nach Traumen oder Überdosierung bestimmter Medikamente auftritt (sekundäre Raynaud-Situation).
Weil die Blutgefässe betroffen sind, kommen Sie zur Abklärung oft zu uns. Manchmal ist auch der Rheumatologe der erste zugezogene Spezialist. Wir arbeiten bei diesen Fragenstellungen eng zusammen.
Lymphoedeme
Lymphoedeme können verursacht sein durch:
Primäres Lymphoedem
- vererbtes Vorkommen
Sekundäres Lymphoedem
- nach Verletzungen und Infektionen
- nach Operation (vor allem Krebsoperationen im kleinen Becken)
- nach Bestrahlung
- bei Lymphknotenerkrankungen
- bei lange dauernden Schwellungen anderer Ursache (z.B. durch Venenerkrankungen)
Lymphoedem – Stadien
Stadium | Beschreibung |
---|---|
0 | Noch keine Schwellung sichtbar aber Veränderungen der Lymphbahnen beretis vorhanden (sogenanntes Latenzstadium) |
I | Schwellungen treten auf, sind aber durch Hochlagern wieder rückläufig |
II | Schwellungen verschwinden nicht mehr durch Hochlagern. Dellen an der Haut können sichtbar sein |
III | Schwellung ausgeprägt und hart. Gewebe nicht mehr eindrückbar. Dellen und warzenförmige Hautveränderungen sichtbar. Gefahr der Infektion gross. |
Die Lymph-Schwellung beginnt an den Zehen und bezieht den Fuss mit ein – im Gegensatz zur Schwellung, die durch Venenklappenstörungen und Krampfadern verursacht werden.
Das Stemmerzeichen, benannt nach seinem Erstbeschreiber Rober Stemmer:
Von positivem Stemmerzeichen sprechen wir, wenn die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe bzw. Finger verbreitert, verdickt und schwer oder überhaupt nicht abhebbar ist